Oft werde ich gefragt: Was muss ich eigentlich können oder tun, um in einer Aufstellung als Stellvertreter zu stehen. Muss ich etwas wissen?
Die Stellvertreterrolle erfordert keine besonderen Kenntnisse. Es ist mehr die Einstellung, die dich zu einem „guten“ Stellvertreter macht. In dieser Rolle kannst du einem Ratsuchenden Informationen zukommen lassen, die ihm so nicht zugänglich sind. Aber auch der Stellvertreter selbst profitiert ganz häufig von dieser Rolle für sein eigenes Leben.
Eine Stellvertreterrolle hat nämlich meistens auch etwas mit uns selbst zu tun. Wir haben ein Resonanzfeld in uns, dass es uns erlaubt, die Informationen aus dem Morphischen Feld zu empfangen und zu „übersetzen“. Hätten wir dieses Resonanzfeld nicht, würden wir die empfangenen Infos nicht verstehen. Und da in der Aufstellung eine Lösung angestrebt wird, kann sich auch viel im Feld des Stellvertreters lösen.
Wie geht das nun, das „darauf einlassen“?
Es ist gut, sich vor dem Aufstellungsseminar kurz selbst zu betrachten:
- Wie bin ich heute hier?
- Welche Gedanken beschäftigen mich gerade?
- Habe ich irgendwo Verspannungen, Schmerzen oder Beschwerden?
- Wie ist meine emotionale Verfassung?
Auf diese Weise kannst du besser unterscheiden, ob du gerade Informationen aus dem Morphischen Feld aufnimmst, oder ob das „DEINS“ ist, ob es also etwas ist, was du mitgebracht hast.
Dann lässt du dich vom Ratsuchenden auf einen Platz führen. Du fühlst dich ein und nimmst wahr, was auch immer gerade kommt: Gedanken, Bewegungsimpulse, Körperempfindungen usw. Vertraue auf dein Gefühl und vertraue darauf, dass alles, was sich zeigt, zum höchsten Wohl von allem ist. Halte deinen Verstand weitestgehend heraus. Denke nicht darüber nach, was von dir erwartet wird, wie die Rolle deiner Meinung nach auszusehen hat. Beschreibe einfach, was du fühlst und welche Gedankenimpulse dir kommen, auch wenn du sie nicht verstehst.
Mit diesen Informationen, die der Aufstellungsleiter im Laufe der Aufstellung abfragt, kann dann gearbeitet werden: die Beziehungen des Ratsuchenden können geklärt werden und so in die Heilung gebracht werden.
Natürlich musst du deine Rolle als Stellvertreter auch wieder verlassen. Das ist normalerweise ganz einfach und wird direkt nach der Aufstellung vom Klienten bzw. Ratsuchenden übernommen.
Ab und an kommt es vor, dass man das Gefühl hat, auch nach dem Entlassen noch immer in dieser Rolle zu stecken. Dann helfen folgende Dinge sehr gut:
- Schütteln und auf der Stelle hüpfen
- Erdungsübungen
- Klopfübungen (MFT nach Klinghardt)
Alternativ kannst du auch dieses Ritual machen.
Wenn wir als Stellvertreter eine Rolle übernehmen und uns wirklich darauf einlassen, lernen wir die Welt aus anderen Augen kennen. Wir dürfen für eine kleine Weile sozusagen „in fremden Schuhen laufen“. So lernen wir ganz nebenbei, die Welt neu wahrzunehmen, Verständnis aufzubringen für die Denkweise, Sorgen und Nöte anderer Menschen, was uns oft für unser eigenes Leben Erkenntnisse beschert. Solche Erfahrungen lassen uns über den Tellerrand blicken. Wir gehen nachsichtiger und gnädiger mit anderen und vor allem mit uns selbst um. Wir lernen die Kraft von Akzeptanz und Dankbarkeit, Vergebung und Loslassen auf einer sehr tiefen Ebene kennen.